Ein Hauch von Amerika am Edersee

Nach vielen Reisen in die USA, tausenden von Meilen kreuz und quer durch das Land und dem Besuch von hunderten Motels dort haben wir am Edersee ein kleines Stück Amerika entdeckt.

Zündstoff City.

Zündstoff City ist ein kleines Motel an der Bundesstrasse L3086 am Edersee. Die Zimmer sind den Häusern aus einer Zeit des wilden Westens der USA nachgebaut - nur etwas kleiner.

Der Baustil um 1850 erinnert wirklich an die damaligen Zeit. Schon beim Betreten kommt sofort Westernfeeling auf. Die Anlage ist sehr liebevoll mit sehr vielen Datails ausgestattet und eingerichtet.

Ein Besuch lohnt sich nicht nur für USA oder Westernfans sondern für die ganze Familie. Seitdem Hollywood das Leben im wilden Westen als romantisches und idyllisches Leben vermarktet hat, wollte jeder von uns einmal als Cowboy duch den wilden Westen reiten. Ich denke aber die Realität war damals eine völlig Andere.

Nach dem Parken neben der Anlage (die Anlage ist Autofrei) betreten wir das Gelände des Motels. Wir fühlen wir uns sofort in den wilden Westen versetzt. Die Häuschen reihen sich nebeneinander zu einem großen U aneinander.

 

Jedes Zimmer hat ein Motto. Statt Zimmernummer trägt das Zimmer einen großen Namen einer Berühmtheit aus dem wilden Westen. In den Zimmern hängen dann auch Bilder zu den Personen aus der damaligen Zeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Einchecken ins Motel und einem kleinen Rundgang durch die Anlage gibt es was zu Essen. Auf der Anlage befindet sich ein Restaurant das schon vor dem Bau der Motelanlage existierte und als

"American Diner Zündstoff" für amerikanisches Essen sehr bekannt war. Der Innenraum ist auch hier sehr liebevoll mit vielen kleinen Details eingerichtet. Es könnte auch so wirklich im Westen der USA gestanden haben

bzw. auch heute noch dort stehen. Alles was wir  bei unserem Kurzurlaub dort gegessen haben war sehr lecker und hatte natürlich einen Hauch von Amerika.

 

 

Irgendwo an der Wand finden wir auch die Namensgeberin unseres Zimmers (zweite von links oben). Doctor Susan Anderson. Doch dazu später mehr.

 

 

 

 

Nach dem Essen schlendern wir noch etwas über den Platz bevor wir unser Zimmer beziehen.

 

Dann kommen wir an unserem Zimmer an.

Doctor Susan Anderson

Anderson wurde 1870 in Fort Wayne, Indiana geboren und zog später nach Kansas. Ihre Eltern ließen sich scheiden als sie noch klein war und sie lebte bei ihrem Vater, ihrem jüngeren Bruder und ihrer Großmutter. Nachdem sie 1891 die

High School abgeschlossen hatte, zog ihre Familie nach Cripple Creek, Colorado, nachdem dort Gold entdeckt worden war. Obwohl sie ursprünglich als Telegrafistin arbeiten wollte, wurde sie von ihrem Vater ermutigt, an der Universität

von Michigan Medizin zu studieren.

Nach ihrem Abschluss im Jahr 1897 wurde Anderson als Ärztin zugelassen. Sie kehrte nach Cripple Creek zurück und zog dann durch Colorado, um in Denver, Greeley und Eaton zu praktizieren, fand aber nur schwer Arbeit. Sie war

kurzzeitig verlobt, wurde aber 1900 von ihrem Verlobten vor dem Altar verlassen. 1904 wurde sie zur Gerichtsmedizinerin von Grand County, Colorado ernannt und untersuchte in dieser Zeit viele der Todesfälle, die mit dem Bau der

Moffat-Tunnel-Eisenbahn verbunden waren.

Nachdem sie 1907 an Tuberkulose erkrankt war, zog Anderson nach Fraser, Colorado wo sie von den Einwohnern liebevoll "Doc Susie" genannt wurde; 49 Jahre lang war sie die einzige Ärztin in Fraser. Sie kümmerte sich um eine Reihe von

Patienten und Erkrankungen, darunter Entbindungen, Skiverletzungen und insbesondere Lungenentzündungen während der Grippepandemie 1918. Obwohl sie bei ihrer Arbeit hauptsächlich Hausbesuche bei den Patienten machte, besaß

Anderson weder ein Pferd noch ein Auto und sie wurde in der Regel nicht mit Geld, sondern mit Lebensmitteln oder Brennholz bezahlt.


In den 1950er Jahren stand Anderson im Mittelpunkt mehrerer Zeitungs- und Zeitschriftenberichte. Die Schauspielerin Ethel Barrymore bot an einen Film über Andersons Leben zu drehen, was diese jedoch ablehnte. Anderson ging 1956 in

den Ruhestand und wurde 1958 mit schlechtem Gesundheitszustand in das Denver General Hospital eingeliefert, wo sie bis zu ihrem Tod blieb; sie starb 1960 im Alter von 90 Jahren und wurde in Cripple Creek beigesetzt.



Anderson wurde 1997 in die Colorado Women's Hall of Fame aufgenommen.

 

Die Zimmer sind ausgestattet mit allem was man braucht. Auf einem "Roadtrip" durch Amerikas ländliche Gebiete wären diese Zimmer für jeden Reisenden ein Traum.

Viele der Motels in Amerika sind aus den Siebzigern und wenige davon sind seit dieser Zeit renoviert worden. Auch kann man dort die lange Geschichte von den gleichaltrigen Teppichen ablesen.

 

Auch das Frühstück unterscheidet sich von dem der Motels in Amerika. In Amerika kann man oft bei einem Motelfrühstück in einem günstigen Motel (um die huntert Dollar pro Nacht ist hier sehr günstig)  wählen zwischen  Kaffee mit Milch mit Zucker oder mit Beidem. Das Speisenangebot ist in Amerika etwas "suboptimal". Es gibt von Müsli über einen eingeschweißten Muffin bis hin zu nichts bis gar nichts.

Hier in Zündstoff City bekommt man das Frühstück in einer lustigen bunten Tüte - die mal  nicht zum wilden Westen passt - morgens vor die Tür gestellt. Sie beinhaltet frische Brötchen und nach Wahl verschiedene Beilagen.

Wurst, Käse, Marmelade, Honig ......... was man möchte wird beim Einchecken festgelegt. Den Kaffe macht man sich selbst in einer kleinen im Zimmer befindlichen Kaffeemaschine.

 

 

Wie in Amerika sitzt man dann am Abend auf der Holzveranda und unterhält sich mit den anderen Gästen. Die kleinen Häuschen sind dezent beleuchtet und sofort fühlen wir uns wieder in das ländliche Amerika versetzt.

 

Natürlich besteht der Edersee nicht nur aus dem Westernstädtchen "Zündstoff City"

Es ist ein Urlaubsgebiet und bietet einen Naturpark mit ausgedehnten Wanderwegen, einen Tierpark und vieles mehr. Sehenswert ist auch die große Staumauer der Edertalsperre. Diese wird sogar bei Einbruch der Dämmerung mit einem farblichen Lichtspiel beleuchtet.

 

Der Edersee

Der Edersee, auch Ederstausee genannt, ist mit 11,8km² Wasseroberfläche der nach Fläche zweit- und mit 199,3Mio. m³ Stauraum der nach Volumen drittgrößte Stausee in Deutschland. Er liegt am Fulda-Zufluss Eder vor der 48m hohen Staumauer der Edertalsperre nahe der Stadt Waldeck im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Zweck der Talsperre ist in erster Linie die Wasserbereitstellung für die Bundeswasserstraßen Oberweser und Mittellandkanal. Daneben dient sie auch dem Schutz der Unterlieger vor kleinem und mittlerem Hochwasser, der Gewinnung elektrischer Energie und der Erholung.

Gelegen im und am Nationalpark Kellerwald-Edersee wird der See überragt vom Schloss Waldeck und bildet mit seiner Umgebung ein großflächiges Freizeitgebiet.

Staumauer: Für den Bau der 1908 bis 1914 unweit nördlich von Hemfurth, einem Ortsteil von Hemfurth-Edersee der heutigen Gemeinde Edertal, errichteten gekrümmten Gewichtsstaumauer, die 400m Kronen- und 270m Sohlenlänge

sowie 6m Kronen- und 36m Sohlenbreite (Basisbreite) aufweist, wurden etwa 300.000m³ Bruchsteinmauerwerk aus Edersee-Grauwacke verarbeitet. Die Staumauer wurde um das Jahr 2000 verbessert: dabei wurden Stahltrossen im

Untergrund verankert und oben an der Mauerkrone gespannt, um ein Aufschwimmen der Mauer bei Hochwasser zu verhindern, da befunden wurde, dass das Gewicht der Mauer dafür nicht ausreicht.

 

Etwa 900 Menschen im Bereich des Stausees mussten ihre Heimat aufgeben und sich an anderer Stelle niederlassen. Die Dörfer Asel, Berich und Bringhausen, die im Tal der Eder lagen, wurden – nachdem sie abgerissen oder abgetragen

worden waren – an höher gelegenen Orten oberhalb des neu entstehenden Edersees neu errichtet. Von den Dörfern Nieder-Werbe und Herzhausen wurden Teile überflutet und die Bewohner jeweils in der Nähe in neue Höfe und Häuser

umgesiedelt. Der Überflutung fielen ferner zahlreiche Einzelgehöfte oder Anwesen zum Opfer, wie das aus zwei Gebäuden bestehende Gut Vornhagen, das im Tal unterhalb des Schlosses Waldeck stand, oder die Stollmühle, die sich an der

breitesten Stelle des Stausees unweit der jetzigen Staumauer an der Hammerbergspitze befand. An dieser Stelle ist bei Niedrigwasser noch immer die Durchfahrt der Schleppbahn zu sehen, die dem Gütertransport beim Mauerbau diente.

Ebenso wurden der Bericher Hammer, die Bericher Hütte, die Bericher Mühle und der Werber Hammer überspült.

 

 

In dieser Gegend wollen wir wandern. Zur Talsperre am Nachmittag und Nacht, durch den Nationalpark und durch den Tierpark.

 

 

 

 

Nach Anbruch der Dämmerung startet jeden Abend die Staumauer "Lightshow". Immer ca. nach 3 Minuten wechseln die Farben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann geht es zurück zum Motel und ins Bett. Am nächsten Morgen zieht es uns wieder in die Natur des Edersees. Wir wandern durch bunte Felder, sanfte Hügel  und dichte Wälder.

 

 

 

 

 

 

Wir duchwandern den kleinen Tierpark. Tiere gibt es natürllich auch - Wildschweine, Rehe, Hirsche, Wölfe und einige mehr.

Am Edersee leben auch noch einige freilebende Geier sowie andere Greifvögel, die man bei ihren atemberaubenden Flugmanövern beobachten kann.

 

 

 

 

 

Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Ich drehe mich um und werde von einem dieser freilebenden Geier neugierig beäugt. Ich denke er ist an Menschen gewöhnt und erwartet etwas zu futtern.

 

 

 

 

Über unseren Köpfen schießen immer wieder große Greifvögel hinweg. Sie drehen lange ausgedehnte Runden über den See - auf der Suche nach Beute.

Diese in vollem Flug zu fotografieren ist nicht ganz einfach - Aber nichts ist schneller als eine Nikon.

Ich höre und lese immer wieder (sogar in sogenannten Fachzeitschriften) dass man heute keinen großen Foto mehr mitnehmen muss da die neue Generation von Smartphones genauso gute, wenn nicht bessere Bilder machen kann.

Nach dem heutigen Tag bin ich wieder mal nicht ganz überzeugt von solchen Aussagen. Versucht mal mit eurem Handy diese Bilder im vollen Flug der Tiere zu machen :o)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Schauspiel geht es weiter durch den Park.

 

 

 

 

 

 

Am Späten Nachmittag geht es durch die Felder und den kleinen Ort zurück zu unserem "Hauch von Amerika".

 

 

 

 

Wir beschließen unseren letzten Abend auf unserer Holzveranda zu verbringen und genießen nochmal den wilden Westen vom Edersee bevor es am nächsten Morgen nach Hause geht.

 

 

 

 

 

 

Fazit Zündstoff City und Edersse.

 

Zündstoff City war ein Erlebnis. Alle die schon einmal davon geträumt haben in den wilden Westen zu fliegen, es aber aus irgendwelchen Gründen  noch nicht geschafft haben, finden hier einen wirklich echten

"Hauch vom wilden Westen" und von Amerika des letzten Jahrhunderts.

 

Es ist ein Spaß auch für Familien. Welches Kind wollte noch nie Cowboy oder Indianer sein. Alles war sehr sauber und das Essen war sehr lecker. Auch das Umland am Edersee läd zu kleinen aber auch größeren Wanderungen ein.

Umgeben von einem sehr freundlichen Personal haben wir uns zu jeder Zeit hier sehr wohl gefühlt.

Unter der Woche ist es hier sehr ruhig - an den Wochenenden durch die Livemusik etwas voll. An den Terminen der Bikertreffen ist es natürlich sehr überfüllt.

 

Nach einem weiteren "echten" Roadtrip kreuz und quer durch die USA in den nächsten Wochen werden wir irgendwann wieder hier einmal ein paar ruhige und entspannte Tage verbringen.

 

 

 

Alle die es bis hier her geschafft haben - Vielen Dank fürs Mitlesen.